Sprachstunde - Folge 16: Wende
Der Mauerfall und das Ende der DDR jähren sich bald zum 32. Mal. In vielen Medien wird dann wohl wieder von der "Wende" geschrieben und gesprochen.
Katharina Kunter, Kirchenhistorikerin und Theologin, findet dieses Wort für die historischen Ereignisse von damals unpassend. "Dieser Umbruch hat Dimensionen wie 1918, wie 1945. Da ist es eine Verharmlosung, so etwas Historisches als 'Wende' zu bezeichnen", sagt Kunter im Gespräch mit chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott.
Noch dazu stammt das Wort ursprünglich von SED-Generalsekretär Egon Krenz, dem Nachfolger von Erich Honecker. Krenz sagte in seiner Antrittsrede am 18. Oktober 1989: „Mit der heutigen Tagung des Zentralkomitees werden wir eine Wende einleiten, wir werden vor allem die politische und ideologische Offensive wiedererlangen.“ Dass er damit nicht die friedliche Revolution in der DDR meinte, ist offensichtlich. "Und das ist genau das, wofür die Leute nicht auf die Straße gegangen sind", sagt Kunter.
Welche Bedeutung "Wende" noch haben kann, zum Beispiel beim Segeln oder Schwimmen, was die Schriftstellerin Christa Wolf von "Wende" hielt und was aus evangelisch-christlicher Sicht dagegen spricht, den Begriff weiter zu verwenden, verrät Kunter in der 16. Folge der Sprachstunde.
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