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Sprachstunde - Folge 32: Schulmedizin

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Wenn Patienten, Esoterikerinnen und Heilpraktiker sich von wissenschaftlichen Heilmethoden distanzieren wollen, sprechen sie häufig abfällig von "Schulmedizin". Das Wort entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Gegenbegriff zur Homöopathie. "Man wollte deutlich machen, dass man mit der Homöopathie die bessere Alternative hat", erklärt Karin Lackus, ehemalige Klinikseelsorgerin und chrismon-Bloggerin im Podcast. Sie spricht sich klar gegen die Verwendung von "Schulmedizin" aus.

Denn später machte der Begriff eine noch unrühmlichere Karriere: "Die Nazis haben die sogenannte 'verjudete Schulmedizin' als Kampfbegriff gebraucht. Das hatte den Hintergrund, dass viele gute Mediziner jüdischer Herkunft waren und die Antisemiten sich abgrenzen wollten", sagt Lackus. "Es gab eine große Nähe vieler Nationalsozialisten zur esoterischen Bewegung." Man wollte die "Neue Deutsche Heilkunde" als naturnahe, volksnahe, deutsche Medizin schaffen.

"Ein Begriff, der diese Bedeutung im Nationalsozialismus hatte - da gehen wir normalerweise etwas kritischer mit um", moniert Lackus. "Dass dieser Begriff unbeschadet in die Gegenwart übernommen werden und diesen abwertenden Beiklang behalten konnte, ist für mich völlig unglaublich."

Warum eine Unterscheidung zwischen sogenannter Natur- und Schulmedizin schwierig ist, welchen Begriff Karin Lackus statt "Schulmedizin" verwenden würde und warum sie die Sprache in Krankenhäusern manchmal schwierig findet, hören Sie in der 32. Folge der Sprachstunde.


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Über diesen Podcast

„Sprachstunde“ ist der Podcast von chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott. 20 Minuten, ein Wort, ein Gast. Vielen Worten geht es grade nicht so gut. Oder es geht Menschen nicht so gut, wenn sie die Worte hören: Exotisch. Rasse. Männlichkeit. Schwarzfahren. Problemstadtteil. Wo kommt das her? Warum tut es weh? Und wie geht das besser?

von und mit Ursula Ott, Michael Guethlein

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